Schaubericht Europaschau 2006
Berichte der Preisrichter über unsere Sonderschau anlässlich der
25. Europa-Schau in Leipzig vom 08.-10.12.2006
von Waldemar Kapust
Der erste Bewertungsauftrag lautete 82, der zweite 81 Deutsche Langschnäblige Tümmler zu bewerten. Ich freute mich über diesen Auftrag, wurde aber schnell enttäuscht, als ich vor den Käfigen stand. Ich war schon auf fast allen großen Schauen wie z.B. in Köln, Dortmund, Frankfurt, Nürnberg und auch in Leipzig tätig und habe somit einen guten Überblick über die Gestaltung von Schauen. In dieser Hinsicht war ich von dieser Europaschau enttäuscht: U.a. waren die Käfigrückwände nicht mit Pappe abgehängt. Mir wurde sofort klar, dass es hier bei der Bewertung Schwierigkeiten geben wird, denn unsere Tümmler sind nun mal nicht die ruhigsten in den Käfigen.
Die Bewertung begann mit den Einfarbigen in weiß mit 13,13 jung und 2,0 alt von fünf Züchtern. St. Scholz mit 1,0 alt und O. Rodenbeck auf 0,1 jung erzielten jeweils hv und somit die besten Bewertungen von den weißen. Wünsche gab es auf ausgereifteres Gefieder, feuriger im Augenrand, Keil etwas gefüllter sowie Schwanz schmäler. Die heruntergesetzten Tiere zeigten etwas breite und blasse Augenränder, ein Tier versagte in der Schwanzhaltung. Ein anderes Tier zeigte Stirn und war daher im Oberkopf zu flach.
Die roten wurden von vier Züchtern in 4,3 und 1,0 alt vorgestellt. H.Thielicke und Bodo Sonnenberg erreichten jeweils 95 Pkt. Diese Kollektion erschien in den Figuren und auch in den Köpfen sehr unausgeglichen. Teils hatten die Köpfe zu viel Schwung oder die Flügel müssten eingebauter sein. Weitere Wünsche waren: Haltung abfallender, Keil gefüllter oder Warze zarter. Die gelben wurden von drei Züchtern gezeigt: 3,3 jung und 2,2 alt. Zfr. Süß erreichte die beste Bewertung mit 1,0 alt hv. Auch hier waren die Wünsche: abfallender in der Haltung oder Schnabelfarbe reiner. Auch könnte die Standhöhe besser sein. Im Schwanz wünschte ich einen kürzeren Abschluss. Das auf gut herabgesetzte Tier zeigte Schnabeldruck.
In blau mit schwarzen Binden wurden von zwei Züchtern 1,0 alt und 3,2 jung vorgestellt. J.Prager erreichte auf 1,0 alt 95 Pkt. Folgende Wünsche gab es: Kehle freier, mehr Gesichts- oder Halslänge. Auch das Schwanzgefieder sollte geschlossener sein. Der höchste Punkt beim Kopf sollte zumindest über dem Auge liegen.
In blaufahl 1,1 jung von St. Scholze, die mit 93/94 Punkten bewertet wurden. Die Wünsche lauteten: Keil Idee voller, Kopf noch gezogener, mehr Schnabelsubstanz und im Abschluss kürzer. Die 3,3 jung in blaugehämmert waren von D. Schuhardt ausgestellt. Ein 1,0 wurde mit V und 0,1 mit hv bewertet. Feine lange Köpfe sind nicht allein von Vorteil, denn im Durchschnitt sollte die Kollektion vor allem in den Figuren noch ausgeglichener werden. Die Wünsche lauteten: Flügelbug angelegter, Halspartien zarter, Hinterkopf verschliffener und Kehle freier.
Von den Blauschimmeln mit 3,3 jg ebenfalls von D. Schuhardt vorgestellt, wurde eine 0,1 mit hv eingestuft. Was von dem vorangegangenen Farbenschlag gesagt wurde, trifft auch hier zu: Figuren teils ausgeglichener, Haltung abfallender, im Abschluss nicht länger, Flügelbug eingebauter sowie Augen noch reiner. Auch die Halsstärke sollte mehr Beachtung finden.
Elstern in schwarz wurden von zwei Züchter mit 6,6 jg und 3,1 alt ausgestellt. U.Schumann erreichte auf 2,0 alt und 0,1 jg jeweils hv. Es ist sehr erfreulich, dass dieser Farbenschlag wieder im Aufwind ist. Die gezeigten Tiere waren recht ausgeglichen und versprechen für die Zukunft viel. Wünsche gab es bei einigen Tieren wegen der Haltung, die abfallender sein könnte. Die Schwänze sollten etwas schmaler sein. In der Farbe gab es kleine Wünsche sowie die Herz-zeichnung könnte noch etwas gleichmäßiger verlaufen. Der Augenrand sollte auch etwas schmaler und auf das Augenlid ist zu achten. Rote Elstern wurden von drei Züchtern in 7,7 jg und 0,1 alt gezeigt. N. Zillat konnte zweimal und S.Heyder einmal 95 Pkt erreichen. Die Tiere zeigten ein sehr ausgeglichenes Bild in Figur, abfallender Haltung und Standhöhe. Wünsche gab es hinsichtlich nach schmaleren und feurigeren Ränder. Auch sollte man auf gut durchgefärbte und schmalere Schwänze achten. Ein weiterer Wunsch war bei einigen Tieren nach mehr Gesichtslänge und Schnabelfarbe reiner. Elstern in gelb von fünf Züchtern in 15,16 jg und 1, alt vorgestellt, war die größte Kollektion und wohl auch die ausgeglichenste. F.Heitmann errang mit 1,0 jg und alt ein hv und N.Zillat auf 1,1 jg hv. Leider zeigten die dem Obmann vorgestellten Tiere, bedingt durch die nicht vorhandenen Sichtsperren, nicht die geforderte Haltung. Die Wünsche lauteten: Hals nicht stärker, Schwanz schmaler und durchgefärbter, Rand etwas lebhafter, Iriden etwas klarer. Auch sollte man auf gute Schnabelsubstanz achten. Ein Tier zeigte Schnabeldruck und wurde auf g gesetzt. Elstern in blau 2,0 alt und 0,1 jg wurden von S. Heyder gezeigt und erhielten alle sg. Wünsche hießen hier Schwanzfeder fester und schmaler, Rand mehr Feuer, in den Schultern etwas schmaler und Flügel angelegter.
Bärtchen in schwarz wurden von zwei Züchtern in 3,3 jg und 1,1 alt vorgestellt. P. Wöllner erhielt auf 0,1 jg ein hv. Einige Tiere könnten etwas mehr Standhöhe zeigen, die Iriden noch reiner, die Hinterköpfe geschliffener und die Kehle etwas freier zeigen. Tiere ohne volles Schwanzgefieder, krummen Brust-beinkamm oder zuviel Bauchweiß mussten herunter gesetzt werden. Bei den roten von vier Züchtern in 3,2 jg und 4,4 alt ausgestellt erhielt G.Groß auf 1,0 alt ein hv. Haltung abfallender, Stand etwas freier, Rückendeckung beachten, Hals- partien etwas zarter waren die Hauptwünsche. Geachtet werden sollte auch auf zu lange Oberschnäbel und auf Schnabelsubstanz. Ein Tier bekam wegen Schnabeldruck ein g, ein weiteres wegen mangelnder Pflege o.B. Bärtchen in gelb, 3,2 jg und 2,1 alt, wurden von zwei Züchtern ausgestellt. P. Wöllner erzielte auf 1,0 jg die Höchstnote und auf o,1 alt hv. In den Iriden könnten einige Tiere klarer sein und im Rand etwas mehr Feuer zeigen. Auch in der Standhöhe und der Rückendeckung gab es Wünsche. Die Bartzeichnung war meistens in Ordnung. Zu stark geputztes Bauch- und Aftergefieder wurde mit g bewertet.
von Karl-Heinz Wintermeyer
In diesem Jahr wurde mir erneut die Bewertung der fahlen (streifigen) Bärtchen und Weißschlag-Weißschwänze sowie der Polnischen L T übertragen. Die feh-lenden Verkleidungen der Käfigrückwände und –bodenpappe brachten oft Probleme beim Betrachten unserer Tauben. Sie mussten mit viel Verständnis be-trachtet werden, um den erwünschten Stand und die geforderte abfallende Körperhaltung einstufen zu können.
Gefreut habe ich mich zunächst über die zwei rotfahlen Täuber von G. Voigt mit typgerechter Figur und Stand, wobei der junge mit 95 Pkt. den besten Kopf und eine schöne Farbe aufwies. Gelbfahle wurden von 3,6 jg und 7,2 alt beachtlich repräsentiert. Wunderbare Figuren und prima Standhöhe waren allgemein vor-handen. Die ansprechenden Kopfprofile und ordentlichen Bindenfarben konnten begeistern. Ein mustergültiger Alttäuber von G. Voigt konnte mit V ausge-zeichnet werden. Verschiedentlich hätten die Schwanzpartien etwas kürzer, die Iriden heller oder die Augenränder rötlicher sein sollen. Geringe Schnabel-substanz führte zur Note gut. Die Qualität der jungen Täubinnen konnte sehr ge-fallen, sehr gute Figuren, ansprechende Körperhaltung und ordentliche Kopffülle waren vorhanden. Die beste in dieser Gruppe mit 95 Punkten stellte H. Thorun vor. Stirniger Kopf, rote Iris und tiefer Stand führten zur Abwertung. Zwei 0,1 alt waren sehr typgerecht, wovon eine mit Kehlwamme auffiel. Ein Altpaar gelbe Weißschwänze sowie je ein junges und altes Paar gelbe Weißschwanz-Weißschläge waren eine außergwöhnliche Vorstellung, die einzigen, jedoch einzigartigen, „Magdeburger“, alle von H. Baltzer gezeigt. Der junge 1,0 erreichte hv und die alte 0,1 mühelos ein V. Abschließend sei festgestellt, dass insgesamt eine schöne Kollektion gezeigt wurde. Deshalb ist es sehr zu bedauern, dass kein ausländischer Züchter Exemplare unserer DLT zeigte und somit kein „Europa-Champion“ vergeben werden konnte.
Mein weiterer Bewertungsauftrag beinhaltete 44 Polnische Langschnäblige Tümmler in verschiedenen Zeichnungsvarianten. Zunächst wurden Eisfarbig-geelsterte mit 4,4 jg und 7,5 alt vorgestellt. Fast alle Täuber gefielen mit zufriedenstellenden Figuren und Stellungen. Unser österreichisches Mitglied A. Rützler zeigte einen „Vorzüglichen“ Jungtäuber, dem ein SB und Europa-Champion zugesprochen wurde. Herzlichen Glückwunsch! Mit 95 Punkten konnten Tiere von A. Rützler, Zacho Brien und A. Nicol ausgezeichnet werden. Hin und wieder hätten die Schwanzfedernlage schmäler und die Augenränder dunkler sein können. Mit „vorbildlicher Figur und prima Kopflänge“ bei den jungen 0,1 errang A. Rambow die Note hv. Schöne 0,1 alt mit 95 Punkten zeigten A. Rützler und A. Nicol. Den Titel „Europa-Meister“ mit 378 Punkten holte sich A. Rützler.
Die nachfolgenden Tiere in eisfarbig mit Binden, -gehämmert und perlfabig mit Binden stammten aus Polen. Zunächst begeisterten die schnittigen, frei stehenden Tiere. Für uns jedoch ungewohnt sind die kantigen Hinterköpfe, die mehr an Berliner Lange, als an „PLT“ erinnerten, und nicht unserem Musterstandard entsprechen. Insofern war die Bewertung für mich problematisch, denn – wie schon erwähnt - entsprechen die polnischen Zuchtziele nicht unserer Musterbeschreibung und unseren Vorstellungen. Für sich betrachtet waren es außergewöhnliche Figurentiere, die dreimal mit hv sowie ein „Europa-Champion“ ausgezeichnet wurden. Sie stammten alle aus der Zucht von B. Szmidt. Sehr bedauerlich ist auch, dass die Sprachbarriere nicht überwunden werden konnte. Bekannte Raritäten in eisfarbig mit Binden, weißschwingig zeigte in ansprechender Qualität J. Prager.