Meine Taubenreise in die Schweiz und nach Polen 2010

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Meine Taubenreisen in die Schweiz und nach Polen

K.-H. Wintermeyer

Im Dezember 2010 und im Januar 2011 unternahm ich Reisen zu Taubenausstellungen im Ausland. Als Taubenliebhaber interessiert mich halt immer wieder, welche Rassen die Züchter im benachbarten Ausland züchten und ausstellen. Es ist sehr interessant, die Tauben, die bei den dortigen Schauen gezeigt werden, in Ruhe näher zu begutachten.

So besuchte ich im vergangenen Jahr nach längerer Pause wieder einmal eine „Schweizerische Taubenausstellung“ und zwar in Huttwil, im Kanton Bern. Gemeldet waren 2776 Rasse- und 114 Brieftauben. In früheren Jahren waren es die „Hamburger Schimmel“, mit deren dortigen Züchtern ich eine fast 30jährige Freundschaft pflegte. Bei einem früheren Besuch im Jahr 1998 wie auch 2010 lag mein Augenmerk auf den schweizerischen Taubenrassen, aber im wesentlichen - wie könnte es anders sein - auf den „Langschnäbligen Tümmlern“. Schon in früheren Jahren betrachtete ich mir gerne die „Elstern“ in Rot und Gelb von einem Herrn Wyss, der aber schon seit längerer Zeit nicht mehr ausstellt. Sicherlich ist er mit seinen Elstern auch anderen Langschnäbler-Freunden ebenfalls ein Begriff. Wie so viele ausländische Taubenzüchter pflegen auch die Schweizerischen schon lange intensive und gute Freundschaften über ihre Landesgrenzen hinaus. Unser leider zu früh verstorbener ehemaliger 1. Vorsitzender Olaf Steinke könnte von den Verbindungen zu den schweizerischen Langschnäbler-Leuten bestimmt manches berichten. Die dortigen Taubenausstellungen sind bezüglich der Beschickungszahlen eher als klein einzustufen. Das hat aber auch den Vorteil, dass die Schauen für den Besucher überschaubar sind. Die Schweizer überzeugen nicht nur mit vorbildlichen, gut organisierten Ausstellungen, sondern ebenso mit einer beispielhaften Qualität bei ihren Tauben und dem ‚Drumherum‘. Der Hauptgrund meiner Reise in die Schweiz war allerdings meine Hoffnung, hier züchterische Kontakte knüpfen zu können. Daher war es äußerst bedauerlich, dass am späten Freitag sowie am Samstag keine Langschnäbler-Züchter anwesend waren. Andererseits blieb mir somit genügend Zeit, die ausgestellten Tauben intensiv zu betrachten und z. T. schöne, wenn auch laienhafte Aufnahmen machen. Wie gesagt, die Schweizer Taubenrassen stellen wunderschöne Spezies innerhalb unseres Hobbys dar, so erfreute ich mich u. a. an den schweizerischen Weißschwanz-Rassen. Doch wie gesagt, unsere DLT fanden mein ganz besonderes Interesse. Ausgestellt waren: zwei einfarbige in Gelb, acht schwarze, 12 rote und 12 gelbe Elstern. Unser österreichischer Freund und SV-Mitglied Alfred Rützler zeigte vier schwarze Bärtchen. Im Detail betrachtet waren die Gelben sehr schöne Tauben, wie sie auch bei uns gezeigt werden und in der gewünschten Größe. Auch die Elstern hatten ansehnliche Figuren mit oft guter, abfallender Haltung. Mir fiel im Vergleich zu früheren Jahren - vielleicht aber auch durch meinen neuerdings etwas „geschulteren Blick“ - auf, dass die Kopfpunkte der Elstern mich nicht sonderlich überzeugten. Zwar ist die Kopflänge ausreichend, aber die Oberkopflinie ist oft unterbrochen, es scheint sich eine „Stirn“ einzuschleichen. Sicherlich fehlt hier die Beratung eines Olaf Steinke, der den Vorteil der räumlichen Nähe zu den Schweizer Züchtern bestimmt oft dazu nutzte, züchterische Kontakte inklusive Beratungen zu pflegen. Ganz anders zeigten sich die Bärtchen von Alfred. Sie waren eine ganz beachtliche Vorstellung und wurden zu Recht als die besten DLT herausgestellt. (Bild siehe unter „Erinnerungen an meine Taubenreisen“)

So ganz gebe ich meine Hoffnung, doch wieder Kontakte zu dortigen Züchtern aufbauen zu können, noch nicht auf, wenngleich meine bisherigen Bemühungen noch nicht erfolgreich waren. Vielleicht findet sich auf dem Weg des Zufalls über diese Zeilen ja ein interessierter Schweizer Züchterfreund, der ebenfalls an einem Austausch interessiert ist.


Mitte Januar besuchte ich in Begleitung zweier deutscher Taubenfachleute, Georg (‚Schorse‘) Splett und Günter Stach, eine polnische Taubenschau in Warschau, die vergleichbar war mit unserer VDT-Schau. Auch hier fand ich die von den Ausstellungen in Posen gewohnte gute Präsentation der Ausstellung vor. Fast 4.500 Rassetauben, darunter Rassen, die europaweit beliebt sind, waren gemeldet. Aber auch einige spezielle polnische Rassen fanden mein Interesse. Der „Internationale Kurzen Club (IKC)“ hatte dieser Ausstellung seine „Clubschau“ angeschlossen, sie war von vielen deutschen Züchtern, aber auch manchen anderen europäischen Ausstellern beschickt. Das „grenzenlose“ Europa erleichtert ja doch vieles… Die sprachliche Hürde wurde vom begleitenden Freund Georg Splett bestens genommen. Deshalb ein besonderer Dank an ihn, der u.a. beim Züchterabend uns so manches Gespräch ermöglichte. Die Ausstellung fand in den Messehallen statt und war großzügig aufgebaut. Das besondere bei den polnischen Ausstellungen ist die zeitgleiche, in einer gesonderten Halle stattfindende Tierbörse, bei der fast ausnahmslos Tauben angeboten werden. Erstaunt war ich von einigen schwarzen WS-WS, nicht schlecht. Doch mein besonderes Interesse galt, wie kann es anders sein, den Polnischen LT in der Ausstellungsklasse. Im Voraus hatte ich mit dem „Srebrniak-Klub“-Mitglied und PR Andrzej Grabowski Kontakt aufgenommen, um vor Ort über unsere gemeinsame Rasse zu sprechen. Leider kam hier kein Treffen zustande, da der Kollege mit dem Fotografieren der Tauben gänzlich eingespannt war. Jetzt aber zu den Tauben den „PDL (Polski Dtugodzioby Lotny)“ wie unsere PLT dort heißen.


Es wurden folgende PLT ausgestellt: 242 „Srebrniak“ (Silberelstern), das beste Tier mit 94 Pkt von Jerzy Pawlak, 107 „Perlowy“ (Perlelstern), das beste Tier mit 93,5 Pkt von Zbiegniew Kielek,

9 „Pasiak Srebrzysty Szaroloty“ (Einfarbig  in Silber mit Binden), das beste   
    Tier mit 94 Pkt von Andrzej Stolarski     und

21 „Pasiak Perlowy Brazowoloty“ (Perlfarbige mit Binden), das beste Tier mit

     93 Pkt von Stefan Jeglinski.


Die Bewertungspunkte beginnen dort bei 84 Pkt., deshalb auch die verhältnismäßig niedrige Punktzahl für die Spitzentiere. An die „Nationalrassen“ werden allerhöchste Ansprüche gestellt. Die herausgestellten Tauben konnten bezüglich der schlanken Figur und dem freien Stand wirklich begeistern. Nur, und hier beginnen die unterschiedlichen Vorstellungen der polnischen und deutschen Züchter deutlich zu werden: Den Hinterkopf würden wir uns noch besser abgerundet wünschen. In Gesprächen beim Züchterabend habe ich, durch Übersetzung von Georg Splett, einige Züchter darauf angesprochen. Dieser fast kantige Hinterkopf wird zwar dort auch nicht als absolutes Vorbild gesehen, aber „sie sind nicht anders“, war die Antwort der angesprochenen Züchter.

Auch DLT, sie heißen in Polen: „NDL (Niemiecki Dtugodzioby Lotny)“, waren dort zu sehen: Einfarbige in Schwarz: 6, Rot: 10 und Gelb: 12 sowie Bärtchen in Schwarz: 26 und Gelb: 2.


Die höchste Bewertung war hier 96 Pkt für ein schwarzes Bärtchen von dem Züchter Grzegorz Wichrowski. Die Bewertung wurde von unserem SV-Mitglied Ryszard Suski fachgerecht und angemessen vorgenommen. Die Tauben sind dort etwas kleiner und zeigen nicht so deutlich ihre Figur wie bei uns. Schade, dass die züchterischen Kontakte durch die Sprachbarrieren schwierig sind!

In Polen werden die Tiere kollektionsweise, also vier Tiere, manchmal auch zwei mal vier Tiere gemeldet und auch so in der Reihenfolge eines Ausstellers in die Käfige gestellt; die Nummerierung erfolgt innerhalb der jeweilige Gruppe und in einer weiteren Spalte die fortlaufende Nummer. Ein besonderes Lob muss der AL und dem Verband gezollt werden: Der Katalog war perfekt und im zweiten Teil mit einem geschichtlichen Rückblick auf Hühner- und Gänserassen wunderbar ausgestattet und das zu einem sehr angemessenem Preis. Die internationalen Besucher und Gäste wurden mit einem Gastgeschenk bedacht: Katalog, Jahreskalender mit Rassemotiven, dazu noch ein T-Shirt. Ich kann mich nur lobend über diese Ausstellung und die Gastfreundschaft äußern.

Am Sonntagnachmittag besuchten wir mit Günter Stach den Warschauer Zoo. Der Direktor Dr. Andre Kruschewicz, er studierte an der Universität in Hannover, zeigte uns persönlich die sehenswertesten Tierarten und insbesondere die bekannte Vogel-Abteilung. Schade, dass die Zeit viel zu kurz war.

Am Montag ging es dann zu den Taubenzüchtern. Zunächst lud uns Zdzislaw Borawski nach Milanowek (ca. 30 km von Warschau) ein, seine Tauben und die Zuchtanlage zu besichtigen. Was wir, Günter Stach, Georg Splett und ich dort an vielfältigen Taubenrassen, meistens Mövchen und Tümmler, zu sehen bekamen war schon überwältigend. In vielen individuellen Taubenschlägen untergebracht konnten wir die schönsten Polnischen und Russischen Mövchen, Englische Long Faced Tümmler und auch PLT betrachten. Es war wirklich eine helle Freude, so viele schöne Tiere in gepflegten Anlagen anzuschauen. Wir konnten uns fast nicht satt sehen. Die Gastfreundschaft der Familie Borawski muss erwähnt werden; nicht nur reichlich Essen und Trinken wurde angeboten, sondern auch die freundliche offene Art sowie die guten Gespräche ließen diese Begegnung zu einer Bereicherung werden. Die Erinnerung daran und das schöne Gastgeschenk, die Miniatur aus Messing einer PLT, werde ich gut bewahren. Anschließend fuhr uns Zfr. Borawski zu dem Züchter Jerzy Cielepa nach Chilice bei Warschau. Er ist Preisrichter und Schulungsleiter im dortigen Verband. Es wurden uns ca. 400 PLT in Eisfarbig-geelstert und meistens -bindig vorgestellt. Die Tauben waren in mehreren großen Taubenschlägen mit sehr großen, hohen Volieren untergebracht. Viele Tiere seines Stammes begeisterten uns. Nach einem vorzüglichen Abendessen habe ich mit Hilfe unseres Freundes Georg das eine oder andere Thema bezüglich unserer Rasse mit dem Zfrd. Cielepa besprochen. Auch hier waren wir uns im Grunde genommen über das Aussehen der Tauben gemäß der MB schnell einig. Doch wenn die Details kommen, bleibt es meist hinsichtlich der zurzeit vorgestellten PLT bei der dort geltenden Auffassung bzw. Meinung: Sie sind halt so! Über fehlerhafte Kopfpunkte gibt es, bis auf den Hinterkopf, keine unterschiedlichen Auslegungen, von der Ringgröße abgesehen.

Mein Resümee dieser Reisen ist, dass die Besuche und die Unterhaltungen mit den polnischen Taubenzüchtern sehr interessant waren und daher weiter ausgebaut und belebt werden sollten.

Nicht versäumen möchte ich es auch, mich bei Günter Stach zu bedanken, mit dem ich mich während der 12stündigen Hin- und Rückreise per Bahn ausgiebig nicht nur über die Taubenzucht und –organisation unterhalten habe.