Die Europa-Schau 2012 wirft ihre Schatten voraus
Die Europa-Schau 2012 wirft ihre Schatten voraus –
mit Vorfreunde, Spannung und Ungewissheit trifft sich dort auch die europäische Züchtergemeinschaft der PLT
Durch Zufall habe ich in den vergangenen Tagen vom Ehrenvorsitzenden meiner Preisrichtervereinigung in Berlin und Brandenburg zwei Fachartikel des langjährigen Vorsitzenden unseres Sondervereins der Züchter Deutscher und Polnischer Langschnäbliger Tümmler, Olaf Steinke, aus den Jahren 1986 und 1992 in die Hände bekommen. Dank der Aufmerksamkeit solcher verdienter „Altmeister“ gelangen die unbezahlbaren Gedanken und Notizen der Züchter, Preisrichter und Vorstandsfunktionäre nicht in Vergessenheit. Sie stellen die Grundlage für uns dar, den Entwicklungsweg, welchen wir selbst nicht mitmachen durften, im Nachhinein mitzuerleben.
Für mich als aktuellen Zuchtwart für die PLT in unserem SV stellen die bisher in dieser Tiefe unbekannten Informationen abermals die heute aktuelle Entwicklung auf den Prüfstand, ja wenn nicht sogar in Frage.
Leider fehlen in der heutigen Zeit, ja, man möchte es im Angesicht der Globalisierung kaum glauben, die erforderlichen Berührungspunkte/ die notwendigen Schnittflächen, um die Probleme, welche die Weiterentwicklung unserer Taubenzuchten mit sich bringt, auf einfachem Wege und unkompliziert gemeinsam zu lösen. Die einstigen Verbindungen zwischen den Züchtern sind im Generationenwechsel leider weggebrochen. Stellvertretend möchte ich an dieser Stelle darüber informieren, dass ich anlässlich meiner erneuten diesjährigen Dreitagesfahrt nach Poznan/ Polen wieder keinen verantwortlichen Funktionär an den Käfigen bzw. im Umfeld sprechen konnte, um die offensichtlich bevorstehenden Entscheidungen andiskutieren zu können.
Unter diesen Vorzeichen erweckt der Blick zu unserer diesjährigen Europa-Schau in Leipzig/ Deutschland gemischte Gefühle in mir. Die Züchter aus Holland, Frankreich, Österreich, der Schweiz, Polen, Deutschland und vielleicht auch noch aus vielen weiteren Ländern nehmen hoffentlich zahlreich an dieser Ausstellung teil, so dass wir alle unsere Tiere im Vergleich bewundern dürfen.
Nachdenklich hat mich der Besuch auf der Ausstellung in Poznan bei meinem o. g. Besuch gemacht. Dort waren leider nur sehr wenige Tiere der PLT zu sehen, auch blieb die Qualität, so sagten es auch die Bewertungen/ die Kritiken des polnischen Preisrichters aus, weit hinter meinen Erwartungen zurück.
Und hier schließt sich für mich wieder der Kreis zwischen den Problemen der Vergangenheit und unseren heutigen Sorgen. In seinen Artikeln zeigte Olaf Steinke zuerst die breit gefächerte Herkunft und die Entstehung unserer PLT auf, die Taubenzuchten im zunächst namengebenden Gebiet um Galizien wurden in der wechselvollen Geschichte unter anderem vielfach beeinflusst von Einwirkungen aus Österreich, der Türkei, Ungarn und sogar aus Ländern Arabiens. Später reichten auch die Einflüsse aus Deutschland bis nach Lodz, Warschau und Krakau. Viele Züchter in den verschiedenen Ländern fühlten sich für die Tiere der PLT verantwortlich. Nun brachte, überliefert durch die genannten Artikel, die fortschreitende Entwicklung immer wieder und z. B. besonders in den Jahren 1966 (bei der Nationalen in Frankfurt/ Main) und z. B. 1970 und 1975 große Veränderungen mit sich. Immer wieder gab es regelrechte Zusammenbrüche durch Standard-Änderungen oder Umbenennungen. Letztlich, und so stellte es auch Olaf Steinke aber bereits fest, hatte sich das Rassebild gefestigt, den Gesamteindruck und die Hauptrassemerkmale unseres Langschnäbligen Tümmlers beschrieb er in seinen Artikeln vortrefflich!
Leider schaue ich trotzdem mit gespannter Sorge auf die Europaschau 2012. In meinen Augen öffnete sich in den letzten Jahren eine Schere für die Zuchtlinien der europäischen Zuchten. Die Polnischen Langschnäbligen Tümmler zeigen in West- und Mittel-Europa ein tatsächlich gefestigtes einheitliches Rassebild, was ich leider für die unterschiedlichen Zuchten von Stettin über Lodz/ Warschau bis nach Krakau nicht bescheinigen kann.
Eine große Verantwortung wird hier auf die Preisrichter der Europaschau 2012 zukommen, wenn sie hoffentlich viele Tiere vergleichen und einschätzen werden.
Ich wünschte mir spätestens zu diesem Zeitpunkt ein Treffen, wenn es auch vielleicht auf der Ebene der Züchter nicht entscheidungsfindend bzw. zielführend angesiedelt sein kann, so doch aber unbedingt unter den Funktionären und Verbandsrepräsentanten, um der Entwicklung der Zuchten der Polnischen Langschnäbligen Tümmler wieder mehr Zuversicht und Sicherheit zu bieten. Hoffentlich ist es dann nicht schon zu spät.
Hier sind jetzt tatsächlich Anstrengungen gefragt und notwendig, um entsprechend den nationalen Standpunkten, welche erklärt, geklärt und protokolliert werden müssen, reagieren zu können sowie den aufkeimenden Gedanken einiger Züchter und Preisrichter von erneuter Umbenennung oder Trennung/ Teilung der Rasse zu begegnen!
Leider haben entgegen aller Hoffnungen und Wünsche, die gegenseitigen Beziehungen der Züchter Europas untereinander, insbesondere aber nach Polen, bisher nicht den Weg zur vertieften Zusammenarbeit gefunden. Deshalb stehen hier jetzt die überregionalen Verbände im Focus, die Interessen der Züchter zu vertreten, ja teilweise sogar zu schützen. Wir haben vielleicht bereits genug Taubenrassen, lasst uns die PLT in ihrer Einheitlichkeit bewahren, zu vielen „moderne Typen“ fehlt jeder Bezug zum Ursprung.
Ich hoffe, viele Zuchtfreunde vor den Käfigen in Leipzig zu treffen und mit ihnen darüber sprechen zu können, welche Ansichten sie zu diesem Thema vertreten. Bis dahin!
ANDREAS RAMBOW, Zuchtwart PLT im SV