Mein Weg zu und mit den Tauben
Hier wird der Artikel von Paul Wöllner veröffentlicht . . .
Mein Weg zu und mit den Tauben
von Paul Wöllner, Ebmath
Als siebenjähriger Bub sah ich anlässlich eines Besuchs auf dem großen Bauern-hof eines Onkels väterlicherseits die ersten Tauben. Ich war so von ihnen fasziniert, dass ich im Hof stehen blieb und eine ganze Weile damit verbrachte, das muntere Treiben der Tauben zu beobachteten. Mein intensives Interesse an den Tauben blieb auch dem Onkel nicht verborgen. Schon kurze Zeit später brachte er mir eines Sonntags im Februar zwei Paar Feldtauben. Da von meinem Vater her in unserer Scheune schon leere Taubenschläge vorhanden waren, war es überhaupt kein Problem, die Tauben zu halten. Sie gewöhnten sich im Schlag wie auch auf dem Hof sehr schnell ein. Wenn ich von der Schule nach Hause kam, führte mich mein erster Weg zu den Tauben, um diese zu versorgen. Im Herbst des gleichen Jahres war die Taubenschar auf siebzehn Tiere herangewachsen.
Seit dem Erlebnis auf dem Bauernhof hielt ich überall, wo ich hinkam, Ausschau nach Tauben. Schon mit zwölf Jahren fuhr ich im Winter manchmal sonntags mit dem Fahrrad zum acht Kilometer entfernten Taubenmarkt. Dort kaufte ich mir zwei Paar Coburger Lerchen, silber mit Binden. Mit diesen Tauben züchtete ich mehrere Jahre. Die Feldtauben mussten jetzt für die Rassetauben Platz machen.
Ich war auf dem Weg zu Verwandten in Rotschau bei Reichenbach im Vogt-land, als ich beim Durchfahren des Ortes auf einem Hausdach, direkt neben der Straße, schwarze, blaue und rote Tauben mit weißen Schwingen entdeckte, welche mich sehr beeindruckten. Sie hatten eine schlanke Gestalt und lange Hälse. Auf meiner Heimfahrt gegen Abend, wurden diese Tauben gerade von einem Mann auf dem Hof gefüttert. Das kam mir natürlich sehr gelegen: ich hielt an und schaute der Fütterung zu. Es dauerte gar nicht lange, bis der Mann mich fragte, ob ich auch Tauben halte. So kamen wir beide ins Gespräch. Von Reinhardt Malz, so hieß der Herr, erfuhr ich, dass es sich bei den Tauben um die Rasse ‚Bärtchentümmler’ handelt. Er erklärte mir einiges über diese schöne Rasse. So kam es, dass ich mir kurze Zeit später zwei Paar schwarze und ein Paar rote Bärtchen bei Reinhard Malz abholte, die mir in den folgenden Jahren zahlreiche Nachzucht brachten. Auch später holte ich mir von Zuchtfreund Malz noch so manche Taube.
Da es in unserem kleinen Dörfchen keinen Kleintierzuchtverein gab, züchtete ich erst einmal nur so für mich. Obwohl ich keine Jungtiere beringen konnte, fand ich immer größeren Gefallen an der Taubenzucht. Im Jahre 1962 haben wir dann in Ebmath einen Ortsverein gegründet. Jetzt konnte ich Ringe kaufen und auch an Ausstellungen teilnehmen. Das war für mich etwas ganz besonderes.
Ende der sechziger Jahre fuhr ich erstmals mit anderen Züchtern nach Leipzig zur Lipsia-Schau, allerdings nur, um Tiere anzuschauen. Hier sah ich viel schönere Bärtchen als die, die ich zu Hause hatte. Ich lernte einige Bärtchenzüchter kennen, wie z.B. Gerhardt Groß, Erwin und Heinz Jung sowie Horst Weidenhagen. Bald darauf habe ich von diesen Zuchtfreunden Tiere gekauft und konnte dadurch meine Zucht wesentlich verbessern. 1979 wagte ich es erstmals, auf der Lipsia-Schau zwei Bärtchen auszustellen, sie wurden beide nur mit ‚gut’ bewertet. Im Jahre 1985 wurde ich Mitglied in der damaligen SGZ und vom 1. Vorsitzenden, Waldemar Kapust, sehr freundlich aufgenommen. Meine erste Sonderschau der Langschnäbligen Tümmler war vom 08. bis 10.01.1988 in Geringswalde bei Chemnitz. Diese beschickte ich mit acht schwarzen und drei gelben Bärtchen. Ich erreichte auf 1.0 schwarz die Höchstnote. Auf dieser Sonderschau wurden damals schon 309 Langschnäbler gezeigt.
Nach der Wende nutze ich die Gelegenheit, am 09.12.1989 von dem Begrüßungsgeld zusammen mit meiner Frau eine Reise mit dem „Trabi“ zur Nationalen Rassegeflügelschau nach Nürnberg zu unternehmen. Erstmals erlebte ich eine Schau mit einreihigem Käfigaufbau in hell ausgeleuchteten Messehallen: Das war ein Erlebnis, das man ein Leben lang nicht vergisst. Dort nahm ich auch gleich Kontakt mit Zuchtfreunden aus den alten Bundesländern auf. Erwin Meier aus Waldkirch war mir sofort sehr sympathisch, so dass sich eine enge Freundschaft entwickelte. Wir tauschten Tauben und besuchten uns gegenseitig. Diese wunderbare Freundschaft wurde durch den Tod von Erwin Meier leider viel zu früh beendet.
Ein weiterer Höhepunkt in meinem Taubenzüchterleben war 1991 die Mitbe-gründung des Vogtländischen Rassetaubenclubs e.V. Aus den zum Gründungs-zeitpunkt siebzehn Mitgliedern sind inzwischen 112 geworden. Alljährlich am zweiten Wochenende im Januar richten wir unsere Clubschau mit rund 1.600 Tauben aus. Zu diesem Zeitpunkt sind die Tiere alle richtig ausgereift, so dass man diese Ausstellung zum Saisonabschluss immer als sehr gelungen be-zeichnen kann.
Die Tauben haben mich fast mein Leben lang begleitet und ich hoffe, dass ich noch lange dieser mich sehr ausfüllenden Freizeitbeschäftigung nachgehen kann.