Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung

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Wissenswertes von Dr. Rüdiger Lang entsteht hier für Jedermann . . .


Nach der Ausstellungssaison ist vor der Ausstellungssaison

von Dr. Rüdiger Lang

An diesem Ausspruch ist sicherlich etwas Wahres dran. Im Ausstellungskäfig hat der Züchter die Vor- und Nachteile seiner Tiere erkannt. Nun kommt es darauf an, durch kluge Zusammenstellung der Zuchttiere den Grundstein für eine gute Qualität der zukünftigen Jungtiere zu legen. Es ist unbestritten, die Paarungszeit der Tauben ist eine Zeit der besonderen Anspannung für Mensch und Tier. Der Zeitpunkt und die Methoden des Zusammenpaarens sind von Züchter zu Züchter sehr unterschiedlich. Bewährtes wird sicherlich auch für die neue Zuchtsaison übernommen werden. Über Misserfolge aus der zurückliegen-den Zuchtperiode sollte gründlich nachgedacht werden, um die Ursachen dafür abzustellen.

Wichtige Themen sind

- der Zeitpunkt und die damit verbundenen Maßnahmen

- Gesundheit und Fitness der Tauben

- die praktische Durchführung.

Der Zeitpunkt der Paarung ist ein beliebtes Gesprächsthema unter Züchtern. Dabei streuen die Meinungen von Weihnachten bis März. Die Wahl des Zeitpunktes ist von den klimatischen Bedingungen des Standortes abhängig, wie auch vom Zeitfond des Züchters und dem Datum der frühen Ausstellungen. Mit den natürlichen Gegebenheiten im Einklang sind sicherlich die Paarungen im März. Der Lichttag ist wieder länger, die Sonne scheint intensiver und es wird wärmer. Diese Faktoren kurbeln die Hormonproduktion der Tauben an. Wer früher paaren will oder muss, sollte Frühjahrsbedingungen künstlich nachahmen. Insbesondere dem Licht kommt eine große Bedeutung zu. Eine Verlängerung des Lichttages um drei Stunden fördert die Paarungsbereitschaft. Die Verwendung eines automatischen Lichtdimmers ist vorteilhaft, damit die Tauben Gelegenheit haben, ihren Schlafplatz aufzusuchen. Schalten wir das Licht schlagartig aus, bleiben sie dort sitzen, wo sie sich gerade befinden. An den Temperaturen können wir wenig ändern, denn Schlagheizungen kommen für uns sicher nur in Ausnahmefällen in Frage. Wer es sich aussuchen kann, wählt allerdings Tage zum Verpaaren, an denen wärmere Temperaturen herrschen.

Weiterhin ist die Fütterung zu beachten. Das Winterfutter sollte durch eine mit Hülsenfrüchten und Sämereien aufgewertete Zuchtmischung allmählich ersetzt werden. Insbesondere Hanfgaben stimulieren der Paarungstrieb. Die aus-reichende Versorgung der Tauben mit Vitaminen ist in der Paarungszeit besonders wichtig, um die Tauben in eine gute Form zu bringen und die Befruchtung zu verbessern. Einmal in der Woche sollte ein Multivitamin (Vitamin A, D3, E, C u. B-Komplex) gegeben werden.

Für eine gute Form ist ein gesunder Organismus erforderlich. Die Schutz-impfungen und Kuren sollten möglichst vier Wochen vor dem Paarungstermin abgeschlossen sein. Die Impfung gegen PMV1 (Paramyxovirus) wird ja im Normalfall schon vor den Ausstellungen im Herbst durchgeführt. Eine Schutzimpfung gegen Salmonellen ist sehr ratsam. Der sogenannte Tauben-typhus ist einer der Hauptstörenfriede der Fruchtbarkeit und der erfolgreichen Jungtieraufzucht. Eine Sammelkotprobe kann Aufschluss über Innenparasiten (Würmer u. Kokzidien) geben. Da die Ergebnisse von Sammelkotproben nie 100%ig sein können, empfehle ich immer eine vorbeugende Wurmbehandlung mit “Concurat-L“(7,5g auf 3,5 l Wasser ,einen Tag lang) durchzuführen. Nach der Eiablage sollte eine Behandlung gegen Trichomonaden erfolgen, z.B. mit Rizol 10% Bt von Rhönfried. Nun geht es an das Paaren. In den meisten Fällen verbleiben die 1,0 im Zucht-schlag. Es sollten nur so viele Täuber dort verbleiben, wie Zellen vorhanden sind. Schille vertritt allerdings im „Taubenlexikon“ die Ansicht, die alten Täubinnen im Zuchtschlag zu belassen. Ich habe dazu keine Erfahrungen. Alte Täuber versuchen oft mehrere Zellen „in Beschlag zu nehmen“. Andere 1,0 haben es schwer, dort ‚Fuß zu fassen’, da der alte ‚Raufbold’ diese Zellen hartnäckig verteidigt. Am besten ist es in diesem Fall, die für den 1,0 vorgesehene Zelle zu schließen und ihn für ca. eine Woche separat zu setzen. Dann haben die anderen Täuber Besitz von den übrigen Zellen ergriffen und lassen sich nicht vertreiben. Alte Paare vom Vorjahr finden am schnellsten wieder zueinander. Problematisch kann das ‚Auseinanderreißen’ von alten Paaren werden. Hier muss man intensiv beobachten, ob alles wie geplant klappt. Häufig werden von diesen Tieren die alten Zellen angeflogen oder Paarungen mit den Vorjahrespartnern angestrebt. Auch da hilft am besten, die vorgesehene Zelle zu schließen und das Paar separat in einem Paarungskäfig unterzubringen.

Bei gutem Futter und ungestörtem Beisammensein tun sich fast alle Tiere zusammen. Sollen Jungtiere gepaart werden, ist das Zusammensetzen mit einem zuchterfahrenen Tier von Vorteil. Bessere Befruchtung und Jungtieraufzucht sind der Lohn dafür. Täubinnen sind offensichtlich vom 2. – 4. Zuchtjahr besonders fruchtbar und damit wertvoll. Bei aller Selektion auf Schönheit ist es aber auch notwendig, die Tiere auf Gesundheit und - eng damit verbunden - auf Fruchtbarkeit und Aufzuchtvermögen auszuwählen. Auch das Management der Linienzucht muss mit Aufmerksamkeit verfolgt werden, um die genetische Vielfalt der Tiere zu gewährleisten und Letalfaktoren zu vermeiden.

Es gibt viele Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Tauben. Manchmal schaffen schon ganz banale Maßnahmen, wie z. B. das Freischneiden der Kloake Abhilfe. Überbesetzte Schläge mit schlechter Luft und häufigem gegenseitigen Stören beim Paaren bedingen Misserfolge. Hier ist weniger oft mehr!

Ich wünsche allen Zuchtfreunden einen erfolgreichen Start der Langschnäblerzucht 2006.